Innigst geliebte Gemeinde

(Autor unbekannt)

 

 

Als Predigttext ist uns verordnet aus Sprüche 30,18:

 

"Drei sind mir zu wundersam, und vier verstehe ich nicht."

 

Dies ist ein kurzer Text. Ja, man kann sagen ein sehr, ein äußerst kurzer Text. Es sollte uns wundernehmen, wenn selbiger Text uns viel zu sagen hätte.

Jedoch ergab sich, dass mir bei der Predigtvorbereitung zwei besondere Schwerpunkte ins Auge stachen. Es sind die uns täglich vielfach begegnenden, ganz banalen Worte "drei" und "vier". Hier zeigt sich eine bis in tiefste Tiefen nicht auslotbare Spannung und eine bis schier ins Unfassbare gesteigerte Steigerung.

Schon ein Kind kann mit diesen beiden Zahlen viel anfangen. Es kann z.B. drei und vier Äpfel zusammenzählen und schau, schon hat es sieben. Es kann aber auch von vier Bonbons drei wegnehmen, und dann hat es nur noch eins. Stimmt's??

Lasst mich liebe Geschwister, teure Freunde - ja, auch ihr, teure Freunde, die ihr noch nicht zu den Unsrigen zählt - lasst mich die Bedeutung dieser Zahlen an einem Beispiel erklären, das auch euch bekannt ist und verdeutlichen:

Da stand ich dieser Tage, ich glaube, es war Montagmittag, es könnte aber auch am Dienstag oder Mittwoch gewesen sein - ob nun Montag, Dienstag oder Mittwoch spielt keine Rolle - ich stand an einer Straßenbahnhaltestelle. Es wurde mir geschenkt, den Gegenwartsbezug dieses Textes in seiner abgründigen Tiefe zu erfassen. Seitdem ist mir diese Straßenbahnhaltestelle besonders lieb geworden.

Ach, lieb Gemeinde, ehe ich es vergesse, ist euch noch folgendes bekannt zu geben: Die nächste Wochenschlussandacht wird gehalten vom Predigerschüler ... na, na, wie heißt er doch gleich? Jetzt ist mir doch tatsächlich der Name vor Aufregung entfallen! Nun, lasst euch überraschen!

Lasst mich zu meinem begonnenen Beispiel zurückschreiten und wähnt nicht, dass ich es euch unterschlagen wollte.

Es geschah aber zu der Zeit, da ich wartete, dass KEINE Straßenbahn kam, wiewohl hätte eine kommen sollen.

Als nun geraume Zeit vergangen war, kam eine Bahn flugs des Wegs daher. Aber nicht nur eine, sondern noch eine zweite und dann noch eine dritte.

Es war geradezu - ich zitiere den Predigttext: Anführungsstriche unten - wundersam - Anführungsstriche oben. Zitiert nach der Übersetzung von Dr. Martin Luther, revidierter Text 1964.

Als ich mich von diesem Widerfahrnis erholt hatte, kam noch eine vierte Straßenbahn, und ich kann nur mit dem Predigttext sprechen:

 

"Drei sind mir zu wundersam, und vier verstehe ich nicht."

 

Amen.

 

 

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Quelle: www.unterhaltungsspiele.com